Nachruf Manfred

Nachruf Rolf Misakewiec



Das Telefon läutet – die Nummer **** ruft an – Manfred lese ich auf dem Display.

„Hallo Rolf, warum ich anrufe“

Mit diesen Worten eröffnete Manfred immer das Gespräch zwischen uns, und in fast 25 Jahren waren es einige.

Was uns verband, war nicht nur die Vereinsarbeit der letzten acht Jahre, in denen er mit mir als mein Stellvertreter die Geschicke im Verein lenkte, er war auch der langjährige Tauchpartner für mich, nachdem ich mich dem Verein anschloss und wir uns auch auf privater Basis näher kamen.

Als Zimmerpartner bei Tauchausfahrten teilten wir uns auch die Kajüte bei Südtouren in Ägypten. Er war immer ein zuverlässiger Partner über und unter Wasser.

Es verband uns nicht nur das gemeinsame Tauchen, sondern auch die enge Zusammenarbeit im Verein, im gemeinsamen Übereinstimmen.

Manfred war kein Mensch, der im Mittelpunkt stehen wollte, aber sein Herz schlug immer für das Tauchen und für den Verein. Ich denke, Manfred war das Herz unseres Vereins.

So viele von euch hat Manfred bei euren ersten Tauchversuchen begleitet. In so vielen Logbüchern findet man seinen Namen und seinen Stempel mit dem Tiefseefisch.

Er war es, der die Jugendgruppe ins Leben rief und viele unserer Kinder unterrichtete, und sie auf dem Weg zu ihrem ersten Tauchschein begleitete.

Er organisierte die Ausbildung, hielt den Kontakt zu den Verantwortlichen bei der Stadt Dietenheim und Illertissen, und war immer aufgeschlossen und hilfsbereit, wenn man ihn und seinen Einsatz brauchte oder nur seine Meinung hören wollte.

In diesem Moment sehe ich ihn vor mir, wie er auf den Phillippinen am Strand unter Palmen stehend, mit Badehose und bunter Krawatte bekleidet, als Standesbeamter erscheint, und unserem, die silberne Hochzeit feiernden Paar, das Eheversprechen erneuern lässt.

Ich sehe ihn neben mir sitzend, wenn wir uns zu unseren Vorstandssitzungen bei mir zu Hause trafen und er sein Gläschen Rotwein trank. Ein Glas, aber dieses mit Genuss.

Wie konnte er sich über seine Witze freuen, die er vortrug, ich vermisse sein Lachen.

Wie gerne wäre er nochmal zu einem letzten Tauchgang im See gekommen. Seine Doppelflaschen auf dem Rücken und zur kleinen Nixe getaucht, die er vor Jahren dort abgestellt hatte.

Bei dem Mädchenkopf mit den Zöpfen verweilt um dann Kurs auf die große Nixe mit unserem Vereinslogo zu nehmen, und sich durch das Unterwasserkraut zu wühlen, zu seinem Wrack mit seiner Schatzkiste, die er dort mit Uschi abgestellt hatte, gefüllt mit privaten Erinnerungsstücken.

Es ist Manfred´s Verdienst, dass wir unser eigenes „Wrack“ haben.

Doch leider ließ seine Gesundheit die Erfüllung dieses Wunsches nicht mehr zu.

Im vergangenen Dezember bat ich Manfred darum, wie in all den Jahren davor, die kleinen Weihnachtsgeschenke zu verteilen. Wie immer rief er mich dann Tage später an, um mir zu sagen, dass er alles erledigt hatte.

Aber auch um mir zu sagen, dass er in diesem Jahr nicht zum Nikolaustauchen und zum Tauchen am Sylvestermorgen kommen könnte. Und wie es im neuen Jahr sein würde, wusste er noch nicht.

Als ich dann den Hörer auflegte, wusste (spürte?) ich, dass Manfred sich von mir verabschiedet hatte.

Das Telefon wird noch oft läuten, aber auf dem Display werde ich nie wieder „Manfred“ lesen.

Tschüss Manfred, und Dank für Deine Freundschaft. Danke, dass du für uns da warst.

Rolf


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